Symposium: Geschichte(n) in der Kunst nach dem Ende des Kalten Krieges
Teilnehmer*innen: Ernst van Alphen, Melanie Franke, Ulrike Gerhardt, Ana S. Gonzalez Rueda, Robert Kehl, Karin Krauthausen, Kirsten Merete Langkilde, Nicolaj van der Meulen, Deimantas Narkevičius, Tatiane de Oliveira Elias, Elisabeth Pichler, Dieter Roelstraete, Dorota Sajewska, Thorsten Schneider, Victoria H. F. Scott, Jörg Wiesel und Julia Wolf
Konzeption und Organisation: Prof. Dr. Melanie Franke in Zusammenarbeit mit Ulrike Gerhardt, M.A., Nadja Putzi
2.–3. November 2017
Fachhochschule Nordwestschweiz
Hochschule für Gestaltung und Kunst
Campus der Künste
Freilager-Platz 1
4142 Münchenstein b. Basel
Hochhaus, 1. Etage, Aula, D 1.04
Wie sind Geschichte und Geschichten in der Kunst miteinander verzahnt? Die Tagung fragt nach den Bedingungen der Herstellung und Beschaffenheit des Erkenntnisbereichs von Geschichte in der Kunst und konkret nach den Auswirkungen einer politisch-ökonomischen Zeitenwende. Die Zäsur nach dem Ende des Kalten Krieges (1989/91) mit dem Zusammenbruch der politischen Blöcke und ihrer ideologischen Systeme zeitigt bahnbrechende ästhetische Konzepte, mit denen Künstler*innen vergangene und heutige Perspektiven auf Geschichte einer Revision unterziehen.
Gemeinhin werden Krisen als Katalysatoren begriffen, die verborgene Möglichkeiten zum Vorschein bringen. Davon ausgehend lässt sich fragen, welche Potenziale im Sinne ästhetischer Vorgehensweisen sich aus den neuen globalen und instabilen Realitäten der jüngeren Geschichte für die gegenwärtige Generation von Künstler*innen ergeben. Das damit verbundene Phänomen ist in Bezug auf die Gegenwartskunst als «historiografische Wende» bezeichnet worden. Worum es dabei geht, soll im Rahmen des Symposiums vertieft werden.
2. November 2017
8:50–9:10 Uhr
Begrüssung
Kirsten Langkilde
Melanie Franke
9:10–10:40 Uhr
Transkulturelle Geschichte(n)
Nach dem Ende des Kalten Krieges reflektiert die Kunstgeschichte zunehmend ihre eigene geopolitische Konstituierung und erweitert ihren eurozentrischen, US-amerikanischen, also ‹westlichen› Filter um dekoloniale, inter- und transkulturelle Perspektiven. Binäre und fixierte kunsthistorische Kategorien, seien sie national, regional oder religiös motiviert, werden durch Transkulturalisierungen, das heisst durch transkulturelle Narrative einer «verstrickten Kunstgeschichte» (engl. entangled art history) reformuliert. Weltkunstausstellungen wie die documenta und Biennalen auf unterschiedlichen Kontinenten sind gute Beispiele für eine globalisierte Ausstellungspraxis, die trotz Popularisierungen und Marktkonformität häufig einem innovativen horizontalen und komparatistischen Ansatz folgen: Hier treten nicht selten verschiedene historische Konzepte und künstlerische Narratologien, zum Beispiel aus Lateinamerika und Osteuropa, miteinander in Dialog.
Moderation: Nicolaj van der Meulen
9:10–9:45 Uhr
Keynote
Ernst van Alphen
Der Niedergang des Erzählerischen und der Aufstieg des Archivs
Der Vortrag ist Kunstpraktiken gewidmet, die das Modell des Archivs mobilisieren. Diese Praktiken loten die Möglichkeiten dessen aus, was Kunst ist und tun kann. Sie erforschen und hinterfragen aber auch die Prinzipien, auf denen Archiv-Organisationen aufgebaut sind. Seit den 1960er–Jahren werden Archivierungsprinzipien zunehmend von Künstler*innen genutzt, um ihre Werke mit Wissen anzureichern, zu strukturieren und zu gestalten. Für gewöhnlich hinterfragen sie hierbei entweder die Ansprüche an das Archiv im Allgemeinen oder sie schaffen Archive als künstlerische Werke, indem sie eine archäologische Beziehung zu Geschichte, Beweismaterial und Daten herstellen. Mittels Werklektüren von Walid Raad, Santu Mofokeng und Akram Zaatari wird Ernst van Alphen den symbolisch geprägten Niedergang des Erzählerischen im Zusammenhang mit dem Aufstieg des Archivs beleuchten.
9:45–10:20 Uhr
Tatiane de Oliveira Elias
Die São Paulo Kunstbiennale nach dem Ende des Kalten Kriegs
In diesem Beitrag wird untersucht, inwieweit das Ende des Kalten Krieges die Kunst in Lateinamerika und insbesondere die 1951 erstmals veranstaltete Kunstbiennale von São Paulo beeinflusst hat. Im Mittelpunkt des Interesses von Tatiane de Oliveira Elias steht die künstlerische und politische Entwicklung der Biennale unter dem Einfluss von Globalisierung, geopolitischen Verschiebungen und postkolonialen Debatten.
10:40–10:55 Uhr
Pause
10:55–13:00 Uhr
Revisionen der Moderne
Das Erbe der Moderne ist ein spannungsreiches Feld für retro-utopische Exkursionen in die Vergangenheit. Künstler*innen unterziehen die soziopolitischen Utopien, ästhetischen Manifestationen und formalen Sprachen der Moderne verstärkt in den 1990er- und Nullerjahren einer kritischen Revision. Das polyfone Erzählen in medialen Darstellungs- und Inszenierungsformen oder mittels anderen Artefakten über das Vergangene im Gegenwärtigen ist ein verbindendes Merkmal. Getrieben von der Vorstellung «Ich wollt’, es wär’ gestern» oder «Was wäre, wenn …?» inszenieren Künstler*innen historische Epochen mit Blick auf eine mögliche Zukunft neu, was Fragen nach den Bedingungen der Konstruktion und Auffassung von Moderne einschließt. Im Sinne einer künstlerischen Erforschung und Kartografierung «multipler Modernen» werden neue Lesarten verworfener und vergessener Strömungen formuliert.
Moderation: Jörg Wiesel
10:55–11:30 Uhr
Robert Kehl
Erzählen, Zeigen, Schweigen – Geschichtsbezügliche Malerei und ihre Rahmungen
Ausgehend vom künstlerischen Werk Luc Tuymans’ seit den 1990er-Jahren diskutiert Robert Kehl das Wechselverhältnis zwischen narratologischen Ansätzen und ihrem Verschwinden angesichts modernistischer Nachahmungskritik und historischer Traumata. In diesem Spannungsfeld lokalisiert er Tuymans’ Malerei, in der er eine neuartige Rekonfiguration von Werk und Erzählung beobachtet, für die historische Narrative eine besondere Rolle spielen.
11:30–12:05 Uhr
Thorsten Schneider
Von der doppelten Mimesis zum Double Bind – Ian Hamilton Finlay’s visuelle Narrative
Der schottische Lyriker und Künstler Ian Hamilton Finlay vollzog eine Revision des Modernismus, einen «modernisme noir», den Thorsten Schneider in seinem Beitrag skizziert. Darüber hinaus lässt sich ihm zufolge in Hamilton Finlays bildkünstlerischen Arbeiten zwischen den 1960er- und 1990er-Jahren der Systemkonflikt zwischen ‹Ost› und ‹West› als narrativer Subtext lesen. Der Vortrag nimmt dabei besonders das Erzählen im Einzelbild in den Blick.
12:05–12:40 Uhr
Melanie Franke
Entdecken und Erzählen – Schlüsselmomente der Moderne bei Simon Starling
Die Arbeiten des britischen Künstlers Simon Starling lesen sich wie poetologische Handlungsanweisungen, in denen Artefakte oder Persönlichkeiten der Moderne nach ihren Ideen und Möglichkeiten befragt werden. Melanie Franke stellt vor, wie Starling – ausgehend von umfangreichen Recherchen – das Vokabular der Moderne und die Strukturen, die ihren Mythen zugrunde liegen, durch Medientransfer und Kontextwechsel auf ihre Ursprünge zurückführt. Wie zerlegt er die Utopie einer kohärenten Erzählung, zeigt uns deren Ungereimtheiten auf, auch als Kritik an gegenwärtigen Erzählungen, während er sich selbst narrativer Methoden bedient?
12:40–13:00 Uhr
Diskussion
13:00–14:00 Uhr
Mittagspause
14:00–15:30 Uhr
Widergänger des Archivarischen
Das Archiv lebt. Gegenwärtig wird eine Menge an Daten archiviert, die bisher ohne Beispiel ist. Zunehmend gestaltet es sich schwieriger, einen scharfen Blick auf und eine präzise Form für die künstlerische Nutzung institutioneller Informations- und Wissensspeicher zu finden. Mal bedienen sich Künstler*innen vorhandener Archivunterlagen, mal sammeln oder produzieren sie selbst Archivmaterialien, die Ereignisse jenseits der offiziellen Geschichtsschreibung dokumentierten, oder sie lassen das Gespenstische in archivierter(n) Geschichte(n) selbst zutage treten. Diese Arbeitsweisen befördern ‹unheimliche› Narrationen, die die ordnende, affektfreie und ortsgebundene Instanz des Archivs übersteigen und dennoch seine Faktizität und Metazeitlichkeit integrieren. Wie sich Künstler*innen transgressiv in Archive begeben und die dort aufgespürten Informationen in den Künsten als hybriden Wissensraum reorganisieren, verbindet sich mit der Frage, in welchen Rollen sie sich bei einem solchen erforschenden Verhalten befinden. Dieser Aspekt, über den bereits Hal Foster in den 1990er-Jahren geschrieben hat, soll im Rahmen des Symposiums erweitert werden.
Moderation: Melanie Franke
14:00–14:35 Uhr
Elisabeth Pichler
Grenzwertige Aneignungen – Potenziale eines künstlerischen Umgangs mit fotografischem Material aus den Stasi-Archiven
Unterschiedliche Formen künstlerischer Aneignung von Archivmaterial aus der Berliner Stasiunterlagenbehörde werden in diesem Vortrag vorgestellt. Anhand zweier künstlerischer Arbeiten von Jens Klein sowie des Duos Wermke und Leinkauf geht Elisabeth Pichler der Frage nach, auf welche Weisen Künstler*innen die «Grenzen der Archive» ausloten und innerhalb eigenständig gewählter diskursiver Rahmungen Vorhandenes neu sichtbar machen.
14:35–15:10 Uhr
Julia Wolf
Gegenwärtige Ruinen. Künstlerische Perspektiven auf Geschichte(n) in Konfliktzonen
Zeitgenössische künstlerische Haltungen widmen sich vermehrt ‹ruinösen› Orten und suchen nach alternativen medialen Zugängen, um die damit verbundene(n) Geschichte(n) der Zerstörung zu erzählen. Am Beispiel von Künstlern wie Petrit Halilaj oder Michael Rakowitz befasst sich Julia Wolf mit der Frage, wie sich künstlerische Arbeiten, die auf konkrete gegenwärtige Ruinen Bezug nehmen, an Prozessen der Wissensherstellung über unsere Gegenwart beteiligen.
15:10–15:30 Uhr
Diskussion
15:30–15:50 Uhr
Pause
15:50–17:20 Uhr
Widerständige Narrative
Repräsentationskritische Tendenzen in der zeitgenössischen Historiografie spiegeln sich in den Arbeiten von Film- und Videokünstler*innen wider, die sich mit Zeit, Erinnerung und utopischen Momenten auseinandersetzen. Sie fassen Geschichte als ein unabschliessbares Konstrukt auf, das sich von subjektiven Erfahrungen und Motivationen nicht trennen lässt. Solche künstlerischen Befragungen von Geschichte sind notwendig, weil sie erweiterte Darstellungsformen von Geschichte aufzeigen: Sie hinterfragen die Entstehung von Wissen, thematisieren die Verzahnung von Geschichte und Narratologie und reflektieren zugleich das historische Wissen ausserhalb der «Ordnung der Dinge». Bereits in den 1960er-Jahren beklagte Michel Foucault den Verlust, der entsteht, wenn Wissen durch die Spezialisierung innerhalb einzelner Disziplinen und deren verfeinerte Taxonomien nicht mehr allgemein genutzt werden kann. So gelangt es im Laufe der Zeit in den Bereich des nicht mehr nachweisbaren Wissens oder fällt gar dem Vergessen anheim. Die für das Symposium ausgewählten künstlerischen Haltungen sind als Erprobung der Relevanz dieser Thesen zu verstehen: Sie hinterfragen die Entstehung von Wissen und reflektieren zugleich das historische Wissen ausserhalb des Kontextes der Kunst. Implizit fragen sie danach, wie etwas in Vergessenheit gerät, weiterhin unterschwellig wirkt und nach welchen Mechanismen es erneut auftaucht.
Moderation: Ulrike Gerhardt
15:50–17:00 Uhr
Künstlergespräch mit Deimantas Narkevičius und Dieter Roelstraete
Um die frühen 2010er-Jahre herum beobachtete Dieter Roelstraete die «historiografische Wende» in der Kunst, innerhalb derer zeitgenössische Künstler*innen wie Deimantas Narkevičius Potentiale für die Zukunft innerhalb der Vergangenheit entdeckten, alternative Historiografien entwickelten und die Geschichte der ‹westlichen› Moderne grundlegend hinterfragten. Dieter Roelstraete und Deimantas Narkevičius sind Kollegen, die seit vielen Jahren kollaborieren und ein profundes Interesse an Geschichte und am Geschichte(n)erzählen seit 1989 / 91 miteinander teilen.
17:00–17:30 Uhr
Diskussion
17:30 Uhr
Apéro / Umtrunk
3. November 2017
9:00–9:10 Uhr
Begrüssung
Melanie Franke
9:10–10:40 Uhr
Transgenerationale Erinnerung
Für die Kunst nach dem Kalten Krieg, die sich mit dem Erzählen von Geschichte(n) beschäftigt, ist die Repräsentation von Transgenerationalität von entscheidender Bedeutung. «Postmemories» sind Erinnerungen an Ereignisse und Narrative, die der vorherigen Generation gegenwärtig sind und die der Geburt der Betroffenen vorausgingen. In vielen zeitgenössischen Kunstwerken werden inter- und transgenerationale Dynamiken und Übertragungen performativ aufgeführt: über den Körper und seine Gesten, die Sprache oder ein narratives Gefüge. Da die individuelle Erinnerung an den Sozialismus beziehungsweise an den Kalten Krieg allmählich erkaltet und die Generation der Nachgeborenen diesbezüglich nicht mehr über autobiografisches Wissen aus erster Hand verfügt, erhält die Erinnerung eine neue, von Erfahrung abgelöste Freiheit, die sowohl Räume für Imaginationen als auch für poetisch-somatologische, narratologische Übertragungen von Generation zu Generation eröffnet.
Moderation: Julia Wolf
9:10–9:45 Uhr
Dorota Sajewska
Queer-Zeugnis – Entkolonialisierung der Archive in der zeitgenössischen Kunst in Polen (Karol Radziszewski)
Auf die Besonderheiten der Geschichte der Queer-Kultur in den sozialistischen Ländern unter Bedingungen politischer Unterdrückung und kultureller Marginalisierung rekurriert Dorota Sajewska. Am Beispiel der künstlerischen Arbeiten Karol Radziszewskis werden Prozesse der Archivierung, Remedialisierung und Reinszenierung in der Kunst und performativen Geschichtsschreibung sowie die Rolle des körperbasierten Zeugnisses in transkultureller und transgenerationaler Erinnerung reflektiert.
9:45–10:20 Uhr
Ulrike Gerhardt
Formen des Nachgedächtnisses – Transgenerationale Erinnerung in postsozialistischer Videokunst
In diesem Beitrag wird das Konzept der «Postmemory» aus dem Kontext der Holocaustforschung gelöst und als eine imaginative, erzählerische Form der transgenerationalen Erinnerung herausgearbeitet. Mit besonderem Blick auf die traumatische Erinnerung an den Gulag stellt Ulrike Gerhardt Videoarbeiten vor, die die Hybridität der Orte, Stadien und Gestalten von künstlerisch mediatisierten Postmemories aus postsozialistischer Gegenwartsperspektive widerspiegeln.
10:20–10:40 Uhr
Diskussion
10:40–10:55 Uhr
Pause
10:55–11:30 Uhr
Unvorhersehbare Instituierungen
Die Forschung des südafrikanischen traditionellen Herbalisten Mafavuke Ngcobo aus den 1940er-Jahren lässt sich als emanzipatorische und zukunftsorientierte Praxis verstehen, gebunden an eine soziale Erfahrung, die in den seinerzeit dominanten institutionellen Formen (noch) nicht artikulierbar war. In der zweiten Hälfte der Nullerjahre hingegen können zahlreiche Beispiele beobachtet werden, bei denen instituierende Prozesse und konstituierende Macht miteinander konkurrieren. Angesichts des Verfalls der repräsentativen Demokratien im ‹Westen› und umfassender sozialer Marginalisierungen in verschiedensten Teilen der Welt scheint es, dass eine Reflexion der Handlungsmodi nationaler und transnationaler Institutionen beziehungsweise der sich vervielfältigenden instituierenden Arbeitsweisen zunehmend bedeutsamer wird. Kann es etwa sein, dass die interne ‹Regierung› einer Universität durch Geheimdienstmitarbeiter*innen ein Beispiel für eine empfindliche «Störung zwischen Bewegung und Institution» (Stefan Nowotny und Gerald Raunig) mit verheerenden, destituierenden Folgen ist? Sind instituierende und destituierende Praxen ein historisch-politisches Charakteristikum globaler Gesellschaften nach dem Kalten Krieg?
Moderation: Karin Krauthausen
10:55–11:30 Uhr
Ana S. Gonzalez Rueda
Uriel Orlows Mafavuke Prozess und andere Pflanzengeschichten – Eine dekoloniale Lektüre
Die Videoinstallation The Crown Against Mafavuke (2016) des Künstlers Uriel Orlow stellt den Prozess gegen den südafrikanischen Kräuterheiler Mafavuke Ngcobo nach, der 1940 vom örtlichen weissen medizinischen Establishment der «untraditionellen Praxis» beschuldigt wurde. Laut Ana S. Gonzalez Rueda bringt Orlows kritische Analyse die Konfrontation und wechselseitige Inspiration von weisser und indigener Medizin ans Licht und stellt – aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts – eine dekoloniale erkenntnistheoretische Herausforderung der westlichen Weltsicht dar.
11:30–12:05 Uhr
Victoria H. F. Scott
Spione in der Akademie – Akademische Freiheit und Kunstgeschichte nach 9/11
Nach dem 11. September 2001 waren Wissenschaftler*innen sowohl der Linken als auch der Rechten bereit, in einer Vielzahl formeller und informeller Funktionen, mit Geheimdiensten auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten, auch Kunsthistoriker*innen bildeten keine Ausnahme. Indem Victoria H. F. Scott hinterfragt, auf welche Weise Wissenschaftler*innen und Kunsthistoriker*innen mit globalen Geheimdiensten kollaboriert haben und erörtert, wie dies die Akademien und die Disziplin der Kunstgeschichte insgesamt geprägt hat, bringt sie ein historisches Problem ans Licht.
12:05–12:35 Uhr
Finale Diskussion und Konklusion
Kurzbios der Teilnehmer*innen:
Prof. Dr. Ernst van Alphen ist Professor für Literaturwissenschaften an der Leiden University. Zu seinen Publikationen zählen Francis Bacon and the Loss of Self (1992), Caught By History: Holocaust Effects in Art, Literature and Theory (1998), Art in Mind: How Contemporary Images Shape Thought (2005), Staging the Archive: Art and Photography in Times of New Media (2016) und Failed Images: Photography and its Counter-Practices (im Druck).
Prof. Dr. Melanie Franke ist seit 2009 Professorin für Kunstgeschichte und Forschung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst (FHNW) in Basel; sie hatte verschiedene Gastprofessuren inne. Ihre Forschungsinteressen umfassen Narratologie in Skulptur, Raum-, Film- und Videoinstallation, transkulturelle Fragestellungen, Künstler*innenschriften und Interviews, autopoetische Verfahren im Surrealismus und Ausstellungskonzepte.
Ulrike Gerhardt, M.A., ist Promovendin am Kolleg Darstellung Visualität Wissen der Leuphana Universität Lüneburg, an der sie zur kulturellen Erinnerung an die Transformation nach 1989/91 forscht.
Ana S. Gonzalez Rueda, M.A., ist Doktorandin im Bereich Museums- und Galeriewissenschaften an der University of St Andrews und untersucht den Einfluss von radikaler Pädagogik auf die kuratorische Praxis.
Dr. des. Robert Kehl, Kunsthistoriker, reichte vor Kurzem seine Dissertation mit dem Titel Unter Verdacht – Luc Tuymans’ Zugriffe auf die Geschichte von Nationalsozialismus und Holocaust (2017) an der Freien Universität Berlin ein.
Prof. Dr. Karin Krauthausen, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, war Koordinatorin des PhD-Net Das Wissen der Literatur an der Humboldt Universität zu Berlin. Forschungsinteressen: Entwurfstechniken von Künstler*innen und Wissenschaftler*innen, Realismen des 19.–21. Jahrhunderts, sowie die Geschichtspoetik bei Hans Blumenberg und Paul Valéry.
Prof. Kirsten Merete Langkilde ist Direktorin der Hochschule für Gestaltung und Kunst (FHNW) in Basel, an der sie 2016 das European Center for Art, Design and Media-Based Research (ECAM) initialisierte.
Prof. Dr. Nicolaj van der Meulen & Prof. Dr. Jörg Wiesel leiten zusammen das Institut für Ästhetische Praxis und Theorie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst (FHNW) in Basel. Die Forschungsschwerpunkte von van der Meulen liegen in den Bereichen ästhetische Praktiken in Kunst, Bildpraxis, Bildtheorie und Bildgeschichte, Gestaltung, Entwurf, Handwerk und Kulinarik. Wiesel habilitierte sich 2007 am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin.
Prof. Deimantas Narkevičius ist ein international anerkannter Filmregisseur, Video- und Installationskünstler aus Vilnius und Professor für Skulptur an der Vilnius Academy of Arts.
Dr. Tatiane de Oliveira Elias, Kunsthistorikerin aus Belo Horizonte, promovierte über Die Kunstfilme von Hélio Oiticica (2014) an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Elisabeth Pichler, M.A., ist Stipendiatin am DFG-Graduiertenkolleg Das fotografische Dispositiv an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig; sie forscht zu künstlerisch-kuratorischen Praktiken im Umgang mit Archivfotografien der BStU.
Der Kurator und Kunstkritiker Dieter Roelstraete ist studierter Philosoph und war Teil des kuratorischen Teams der documenta 14 in Kassel and Athen im Jahr 2017. In der Vergangenheit arbeitete er auch als Manilow Senior Kurator des Museum of Contemporary Art Chicago (MCA, 2011–2015) und als Kurator des Antwerp Museum of Contemporary Art (MuHKA, 2003–2011).
Prof. Dr. Dorota Sajewska ist Assistenzprofessorin für Interart (Osteuropa) an der Universität Zürich und arbeitet derzeit an dem DFG- und NCN-Forschungsprojekt Performing Memory – Testimonial, reconstructive and counterfactual strategies (2016–2019).
Der Kunsthistoriker Thorsten Schneider, M.A., arbeitet seit 2015 an seiner Promotion zur Kritischen Kunstgeschichte in der BRD, 1967–1974 an der Kunstakademie Münster und lehrt unter anderem an der Münster School of Architecture und der Universität Konstanz.
Die Kunsthistorikerin Victoria H. F. Scott, M.A., ist spezialisiert in US-amerikanischer und europäischer Kunst nach 1945 und Co-Gründerin des European Postwar and Contemporary Art Forum (EPCAF).
Julia Wolf, M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institute for Cultural Studies in the Arts der Zürcher Hochschule der Künste, promoviert an der Akademie der bildenden Künste Wien und erarbeitet als freie Kuratorin Ausstellungsprojekte.
Impressum:
Symposium: Geschichte(n) in der Kunst nach dem Ende des Kalten Krieges
Eine Veranstaltung des European Center for Art, Design and Media-Based Research (ECAM) Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel
Konzept und Idee: Melanie Franke in Zusammenarbeit mit Ulrike Gerhardt, Nadja Putzi
Lektorat deutsch: Almut Otto, Berlin; Übersetzung englisch: Nigel Stephenson, Basel
Kommunikation: Jenni Schmitt; Gestaltung: berger + stadel + walsh, swiss-based international design
Catering: SV (Schweiz) AG, Gastronomie, Sabine Murschel
Dank an: Stefanie Hungerbühler, Barbara Lenzin, Edward Mickonis, Mario Klinger und an das Institut für Ästhetische Praxis und Theorie (Nicolaj van der Meulen, Jörg Wiesel).
www.fhnw.ch/hgk
www.campusderkuenste.ch
www.ecam.ch